Eine Lanze für den Fleischgenuss
PRESSECLUB Zwei Journalisten befassen sich mit Essen und Trinken, dazu gibt‘s ein „Schlachtfest“
Von Ingeborg Toth
WIESBADEN. Servietten und Besteck auf den Tischen des Presseclubs: „Schlachtfest“ steht auf dem Programm. „Es ist nicht der Abend, um an den Cholesterinspiegel zu denken“, sagt Werner D’Inka, der sich mit dem Journalisten-Kollegen Rainer M. Gefeller in den Kulturkampf zwischen Fleischessern und Vegetariern einmischt. Das Autorenduo – einer FAZ-Mitherausgeber, der andere zuletzt Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse – hat ein Buch geschrieben: „Fleisch! Eine Gesprächstherapie für Salatsklaven“. D’Inka sagt: „Wenn jemand aus guten Gründen kein Fleisch essen mag, aus ethischen Gründen, weil er Tiere schützen will, dann ist das eine respektable Haltung.“ Was beiden Autoren auf den Senkel geht: „Es greift eine Verbotsmentalität um sich. Dies soll man nicht mehr, jenes nicht.“ D’Inka sieht schon die Warnhinweise auf Riesling-Flaschen oder Leberwurst-Pellen.
Beim Metzger zugeschaut, mit Jäger auf dem Hochsitz
Das Autorenduo aus der Region hat sich dem Thema Fleisch von mehreren Seiten genähert. Sie haben einem Metzger zugeschaut, „wie ein Schwein zerteilt und verarbeitet wird“, saßen mit einem Jäger auf dem Hochsitz: „Der ist nach einer Weile ganz schön hart – und unterhalten darf man sich auch nicht.“ D’Inka und Gefeller haben auch mit dem bekennenden Vegetarier Bruder Paulus gesprochen. Frankfurts beliebtester Mönch verspürte nach der Fastenzeit 2017 keine Lust mehr auf Fleisch.
Einen Ausflug „in die Welt gepflegter Trinkkultur“ unternahmen die beiden Journalisten bereits im Jahr 2016. Ergebnis war das Buch „Schöner Trinken. Lassen Sie uns mal über Alkohol reden“, auch im Presseclub vorgestellt. Es folgt dem gleichen Prinzip wie das Fleisch-Buch. Es behandelt Orte, an denen man sich zum Trinken versammelt, die Stammkneipe, das Frankfurter Wasserhäuschen, die Bar. Es geht „um Lebenssphären, in denen Alkohol eine Rolle spielt“. Etwa in der Welt der Politik, von der Rainer Brüderle erzählte. Im chinesischen Generalkonsulat in Frankfurt gingen die Autoren der Frage nach: Was trinken Chinesen zum Essen? Dort wurde zum teuren Schnaps (Maotai – 500 Euro der Liter) eine „blühende Landschaft“ aus Gemüse- und Fleischhäppchen serviert: „Bei den Chinesen muss das Essen auch schön sein.“
Ketzerische Fragen an Chef der Staatsweingüter
Kloster Eberbach war der Ort, an dem man dem Geschäftsführer der Staatsweingüter, Dieter Greiner, ketzerische Fragen stellte: „Riesling – auf Dauer zu sauer?“ Spitzengewächse hätten oft mehr Säure als die „normalen“, so die Antwort. Gefährdet der 1,99-Euro-Wein aus dem Discounter die Gesundheit? Nein, aber man müsse auf alle Fälle vermeiden, dass „das Getränk ins Grundwasser“ gerät.
Hofköche-Chef Christoph Holderrierth ließ sich und seinem Team von einem Metzger mit Handwerksehre zeigen, wie man eine Sau fachgerecht zerlegt. Im Presseclub servierte das Team einen mit Feldsalat garnierten Vorspeisenteller: frische Leberwurst, wunderbar gewürzte Blutwurst, Schwartenmagen und Saarländische Frühstückswurst mit Sülzrand. Auch die beiden Gänge, die folgten, variierten das kulinarische Thema „Schlachtfest“ auf elegante Art. Und es sieht so schön aus wie bei den Chinesen.
Wiesbadener Kurier, 26.03.2018