Beuys malt akkurat ein Blatt


PRESSECLUB Mitglieder besuchen die Kunstsammlung der Nassauischen Sparkasse

Von Viola Bolduan

WIESBADEN. Roy Lichtenstein tupft grüne Wölkchen in einen Baum, Joe Cocker schreibt einen Gruß in den dunklen Sternenhimmel und Joseph Beuys kann auch ein wiedererkennbares Blatt akkurat zeichnen. Mitglieder des Wiesbadener Presseclubs (PCW) sind erstaunt, was sie auf der oberen Etage des Naspa-Stammhauses an der Rheinstraße sehen können: Exemplare aus der Art Edition „Columbus“, die 1992 unter Schirmherrschaft der documenta IX als Protest gegen Abholzungen in Südamerika aufgelegt wurde. Renommierte bildende Künstler, Musiker und Literaten hatten sich für das Gemeinschaftswerk zusammengetan und die Nassauische Sparkasse eine der 100 aufgelegten Mappen erworben. Der Beuys, der Cocker und der Lichtenstein hängen seitdem in der Vorstandsetage.

Vier Sammlungen im Stammhaus

Nicht unbedingt für jedermanns Vergnügen. Vorstandsvorsitzender Günter Högner bekennt sich zu einem persönlich „eher schwierigen Verhältnis“ zur Kunst, wobei sein Institut zu den wichtigsten Kunstförderern in der Stadt gehört. Diesmal empfängt er Kunstinteressierte aus dem Presseclub. Organisiert von PCW-Schatzmeisterin Monika Schwarz ist es die Premiere eines neuen Formats im PCW-Programm: Hausbesuch bei korporativen Mitgliedern, und die Naspa gehört zu den ältesten. Im eigenen alten Stammhaus an der Rheinstraße werden insgesamt vier Sammlungen aufbewahrt, wie Geschäftsführer Rainer Pribbernow erklärt: Die Münzsammlung umfasst 5000 Einzelstücke, die Sammlung alter Stiche liegt im Stahlschrank, 350 Keramiken aus Hör-Grenzhausen sind angekauft und teilweise ausgestellt, die Sammlung zeitgenössischer Kunst enthält vor allem Werke aus der Region, aber eben auch die Edition „Columbus“ mit einem Gedicht des peruanischen Autors Mario Vargas Llosa oder einem zweiseitigen Schreiben des britischen Schauspielers Peter Ustinov.

Dabei kann sich die bildende Kunst denn mal entspannen, bevor es an Nam June Paik und Sigmar Polke entlang weitergeht zu Klaus Schneiders blauer Wand in Brailleschrift und vor die Ausstellungsstücke in der Kundenhalle. Zu den Kunstgegenständen dort gehört Theresia Hebenstreits Figur „Die mit dem Fisch tanzt“, nicht jedoch der große Auffangschirm – der dient ganz pragmatisch einer undichten Stelle im Glasdach.

Noch mehr erfahren PCW-Mitglieder auf ihrem Rundgang: Dass dort, wo ehemals die Bibliothek stand, jetzt Vorträge gehalten werden, wie aktuell Klaus Schlee als Leiter der Unternehmenskommunikation zum digitalen Engagement der Naspa: „Der Social-Media-Kanal ist der wichtigste im Ausbau.“ Das Schöne dabei: Auf Youtube könnte auch Kunst präsentiert werden.

Wiesbadener Kurier, 23.06.2017

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Martin Kalverkamp, Geschäftsführung dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH